Im ersten Teil unserer dreiteiligen Reihe zum Klimapfad der HARABAU haben wir uns damit beschäftigt, was der Klimapfad ist, welche Bedeutung und gesetzliche Notwendigkeit eine Dekarbonisierungsstrategie für unsere Genossenschaft hat und wie sich unser Gebäudebestand aus energetischer Sicht bereits heute darstellt. Im Ergebnis können wir festhalten: Die HARABAU ist auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel.
Mit welchen Maßnahmen können wir unseren Gebäudebestand so entwickeln, dass wir die Zielsetzung „CO2-Neutralität“ im Jahr 2045 erreichen? Dieser Frage fragen wollen wir im zweiten Teil nachgehen.
Fokus auf CO2-Emissionen statt auf Energieverbräuche
In den vergangenen Jahrzehnten lag der Schwerpunkt des Klimaschutzes auf der Dämmung von Gebäuden und der Senkung des Energieverbrauchs. Diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der notwendigen Abkehr von fossilen Brennstoffen für die Wärme- und Stromversorgung geändert. Der Fokus richtet sich heute auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Emissionen. Durch den Einsatz CO2-armer oder sogar CO2-freier Energie, zum Beispiel in der Heizungstechnik, kann auch ein weniger gut gedämmtes Gebäude klimaneutral werden.
Das lässt sich auch einfach in der unten abgebildeten Formel ausdrücken:
Wird einer der Faktoren „Null“, ergeben sich auch „Null“ Emissionen.
Unter Kenntnis dieser Wechselwirkung lassen sich folgende technische Überlegungen für eine geeignete Dekarbonisierungsstrategie ableiten, die auf drei wichtigen Stufen zur Klimaneutralität basieren:
1. Verbräuche minimieren
2. Fossile Energieträger ersetzen
3. Verbleibende (Rest-)Emissionen kompensieren
1. Verbräuche minimieren
Beim Minimieren geht es darum, die vorhandenen Potenziale zu einer weiteren Reduzierung des Energieverbrauchs in unseren Wohnanlagen zu nutzen. Die dafür geeigneten Maßnahmen sind bei der HARABAU bereits in der Umsetzung wie die Optimierung der bestehenden Heizungsanlagen und der Gebäudehüllen, beispielsweise durch den Einbau moderner Energiesparfenster. Die letzten drei Jahre haben zudem gezeigt, dass auch durch das Verbrauchsverhalten unserer Mitglieder spürbare Verbrauchsreduzierungen erreicht werden können.
Im Ergebnis lässt sich der Energieverbrauch eines Gebäudes, auch bei erheblichen technischen und persönlichen Anstrengungen, nicht auf „Null“ bringen und damit die Klimaneutralität nicht erzielen.
2. Fossile Energieträger ersetzen
Deshalb ist die nächste Stufe erforderlich: Substituieren, also das Ersetzen von fossilen Energieträgern, die wir für die Wärme- und Stromerzeugung nutzen. Die heute eingesetzten Energieträger wie Erdgas oder Öl sind fossile Energieträger mit einem hohen CO2-Faktor. Für eine erfolgreiche Dekarbonisierungsstrategie ist es deshalb erforderlich, die bestehenden Heizungsanlagen mittel- bis langfristig so zu erneuern und anzupassen, dass ein Betrieb mit CO2-armen bzw. CO2-freien Energieträgern möglich wird. Die dafür zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten sind vielfältig. Allerdings sind nur wenige uneingeschränkt für den heutigen zuverlässigen und bezahlbaren Einsatz in unseren Gebäuden geeignet.
Verlässliche CO2-reduzierte bzw. CO2-freie Wärme kann bereits in Fernwärmenetzen und durch Wärmepumpen erzeugt werden. Der Ausbau der Fernwärmenetze ist politischer Wille und gesetzlich festgeschrieben. Zudem verpflichten sich die Versorger, die Fernwärme mittelfristig CO2-neutral zu erzeugen. Wärmepumpen benötigen bei der Wärmeversorgung Strom; mit dem Einsatz von Ökostrom ist die Wärme ebenfalls CO2-neutral.
Somit sind der Anschluss an bestehende, mittelfristig CO2-neutrale Fernwärmenetze oder der Einsatz von Wärmepumpen in Quartieren, in denen keine Fernwärme zur Verfügung steht, geeignete Maßnahmen, die Wärmeerzeugung klimaneutral umzubauen.
In unserer Wohnanlage Mergenthaler Weg/Pinneberger Chaussee in Eidelstedt sowie in der Beerenhöhe in Harburg setzen wir bereits auf diese zukunftsorientierte Technik: Die in die Jahre gekommenen und wenig effizient zu betreibenden Gaszentralheizungen werden rückgebaut und durch Wärmepumpen ersetzt. Die mit Ökostrom betriebenen Wärmepumpen werden zukünftig im Jahresmittel 65 Prozent der erforderlichen Wärme für die Gebäude liefern – und das CO2-neutral. Für die wirklich kalten Tage des Jahres verbleibt ein Spitzenlastkessel, der weiterhin mit Gas betrieben wird und nur arbeitet, wenn die Wärmeerzeugung aus den Wärmepumpen allein nicht ausreicht. Um die Betriebs- und Heizkosten für unsere Mitglieder in den 36 Wohnungen auch dauerhaft stabil zu halten, versorgt eine auf den Dachflächen der Gebäude errichtete Photovoltaikanlage die neuen Wärmepumpen direkt mit dem selbsterzeugten Sonnenstrom. Der Zukauf von Ökostrom aus dem Netz fällt damit spürbar geringer aus.
Der große Hebel für einen klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2045 liegt also im Umbau der Wärmeerzeugung – weg von einer Heizungstechnik, die fossile Energieträger nutzt, hin zu einem klimaneutralen Heizungsbetrieb mit CO2-armer bzw. CO2-freier Energie.
3. Verbleibende (Rest-)Emissionen kompensieren
Realistisch betrachtet verbleibt auch nach erfolgreicher Transformation eine Restmenge von CO2-Emissionen, die aber durch geeignete Maßnahmen in den Beständen kompensiert werden kann. Die Überschussproduktion von Sonnenstrom in HARABAU-Photovoltaikanlagen, die CO2-bindende Wirkung des HARABAU-Baumbestandes sowie weitere vergleichbare Maßnahmen senken dann bilanziell die noch verbleibende CO2-Last und tragen dazu bei, annähernd Klimaneutralität im Bestand zu erreichen.
Im zweiten Teil unserer Reihe zum „HARABAU-Klimapfad 2030/2045“ haben wir die wesentlichen Aspekte einer erfolgreichen Klimastrategie für unsere Bestände beleuchtet. Wir sind bereits in der Umsetzung: Mit hohen jährlichen Investitionsvolumina sichern wir – schon heute – durch gezielte Optimierungen und Modernisierungen unseren Mitgliedern die Zukunftsfähigkeit des Genossenschaftsbestandes und der Genossenschaft eine gute Ausgangssituation auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand 2045.
Welche Maßnahmen sind für die Klimastrategie der HARABAU konkret erforderlich und wie bleibt das Wohnen bei der HARABAU trotz hoher Investitionen weiter bezahlbar und sozialverträglich? Mit diesen Aspekten und den damit verbundenen Herausforderungen, aber auch Chancen, beschäftigen wir uns im Teil 3.